Es war wieder einmal eine schlaflose Nacht, die Gedanken kreisten unentwegt, Vergangenheit und Gegenwart verschmolzen, abstellen ging nicht und zu allem Glueck, das Kabelfernsehen hatte seinen Geist aufgegeben.
Auf was fuer Ideen man da so alles kommt, einige Jahre war ich selbst Polizist, wohlgemerkt Volkspolizist, damit keiner auf die Idee kommt es mir spaeter vorzuhalten.
Im Gegensatz zur heutigen Polizei in Deutschland, wir waren keine Beamten, aber wie die heutigen, aber auch dem Gesetz verpflichtet.
Wie schwer muss es eigentlich heute fuer einen Kollegen sein, der Diener mehrer Herren zu sein, einerseits dem Gesetz zu dienen, bei seinen Entscheidungen politisch Stroemungen zu beruecksichtigen und zu bewerten und das Wohlwollen seiner Vorgesetzten zu geniessen, eigentlich eine schier unloesbare Aufgabe.
Fuehren wir uns ein Beispiel vor Augen, da pinkelt doch ein Buerger dieser Republik irgendwo aus Not, weil er keine oeffentliche Toilette fand, an eine Wand, nicht irgendeine, sondern eine Plakatwand mit der Aufschrift und einem Bild, „Die CDU ist die Partei der Mitte“.
Da kam ein Wanderer in Form eines Streifenpolizisten vorbei stellte ihn zur Rede, denn das Pinkeln in der Oeffentlichkeit stellt eine Ordnungswidrigkeit dar, niemand steht ueber dem Gesetz, Verwarnung oder Ordnungsgeld, so haetten wir es gehandhabt.
Der heutige deutsche Polizist ist zu bedauern, hat er doch festzustellen, aus welchem Grunde er gepinkelt hat, ist er ein Terrorist, ist er Mitglied einer rechtsextremistischen, linksextremistischen Partei, oder einer der Regierungsparteien, ist er hilfesuchender Auslaender, gehoert er zu den Muslimen, Juden oder anderen Religionen, davon kann abhaengen welches Strafmass anzuwenden ist, schliesslich muss man ja im Taetigkeitsbericht Rechenschaft bei seinem Vorgesetzten ablegen auch wegen der Statistik. Auch der Herr Polizeirat hat einen Vorgesetzten, dem die Statistik gefallen muss, auch politisch gesehen.
Nun Pinkelt der angetrunkene Buerger auf eine Wand mit politischer Werbung der CDU, seine eigene Beamtenaufgabe, Gesetzesverletzungen zu ahnden, wird zum Politikum.
Da sagt doch der Besoffene auf die Frage des Polizisten, ich pinkle auf die CDU und schon wird die einfache Ordnungswidrigkeit eine politisch motivierte Straftat, verschaerfend Regierungspartei.
Haette er auf ein Plakat der AfD gepinkelt waere es nicht so schlimm gewesen, es haette als Kampf gegen Rechts gewertet werden koennen.
Von seinem Vorgesetzten, der selbst Mitglied der CDU ist wird er ein Lob erhalten, denn in der Statistik weist man einen weiteren Fall von rechtsextermistischen Untaten aus, linksextremistische werden nicht erfasst, dafuer gibt es Pluspunkte.
Nun erfahren wir in den letzten Tagen, dass es eine steigende Anzahl von Polizisten gibt die Selbstmord begehen, wahrscheinlich sind es diejenigen, die den neuen Anforderungen an deutschen Polizisten aus persoenlichen Gruenden (Gewissenskonflikte) nicht gewachsen sind, man kann sie verstehen und auch wieder nicht, ich haette einfach gekuendigt.
Es soll ja auch noch Polizisten geben, die einfach ihre Aufgabe darin sehen die Sicherheit der Buerger auf der Grundlage der Gesetze zu gewaehrleisten, derer gibt es viele, aber ihnen wird wenig Lob zuteil.
Man kann schon in Gewissenskonflikte kommen, wenn man im Dienste der Politik, als Ordnungshueter, Gesetze verletzen, oder Verletzungen tolerieren muss fuer deren Durchsetzung man einst angetreten war.
Nachdem ich nun mir all das von der Seele geschrieben habe bin ich eigentlich schon wieder reif fuer das Sofa, um die Folgen meiner schlaflosen Nacht zu kompensieren.
Eine Lanze fuer unsere Polizisten zu brechen war mir ein Vergnuegen, sie haben kein leichtes Brot und deswegen verdienen sie unsere Anerkennung, auch wenn da manchmal auch ein Wermutstropfen faellt.